Meine Webseite wird geboren

Warum startet man 2025 einen Blog? Wenn man diese Frage einer der großen Suchmaschinen übergibt, werden einem sowohl die ausgeworfene “KI” Zusammenfassung, als auch die Artikel und Videos versichern: ja, es ist auch 2025 noch möglich, mit Bloggen Geld zu verdienen. Es folgen kluge Ratschläge, wie man mit einem Blog “seine Marke etablieren”, Geld durch Werbung verdienen und “ein Unternehmen aufbauen” kann.

Gut zu wissen. Aber wenn das meine Motivation wäre, würde ich wohl eher auf Substack über irgendein populäres Thema schreiben, anstatt einen obskuren, selbstgemachten, minimalistischen Blog unter meinem Namen einzurichten. Der wohl kaum gefunden werden wird und wo ich Besprechungen zu Büchern poste und über beliebige Themen schreibe, die mich persönlich interessieren.

Also warum habe ich dann diesen Blog gestartet? Die Antwort ist ganz einfach: weil mir danach ist. Weil ich sehr gerne schreibe und weil ich die (vielleicht irrige) Idee habe, dass das hier Spaß machen könnte. Und vielleicht ist das, was ich zu sagen habe, auch für jemand anderen interessant oder unterhaltsam. Hört sich für mich nach einer potentiellen Win-Win Situation an.

Der scharfsinnige Leser mag nun einwenden, dass das aber nicht den Teil mit dem obskuren handgefertigten Blog unter dem Domainnamen erklärt, den wahrscheinlich niemand entdecken wird. Wenn ich meine Gedanken mit anderen teilen möchte, die Interesse daran haben könnten, wäre es dann nicht viel einfacher und effektiver, meine “Hot Takes” eifrig auf Social Media Plattformen wie Twitter/X zu teilen? Und für die längeren Texte einen Blog bei Substack (oder zumindest bei Neocities) anzulegen, wo sich viele andere Nutzer tummeln und wo ein Algorithmus bei der Verbreitung helfen kann?

Meiner Meinung nach ist der Trend hin zu einer großen Zentralisierung im Internet sehr bedauerlich. Früher gab es viele persönliche Webseiten, Blogs und kleine Foren im Internet, zu allen möglichen Themen. Es war ein Vergnügen, diese Seiten zu entdecken, sie alle fühlten sich einzigartig und individuell an. Heute gibt es sie entweder nicht mehr, oder sie sind unauffindbar, weil sie in den Ergebnissen der großen Suchmaschinen nicht mehr angezeigt werden.

Was stattdessen angezeigt wird: die gleiche Handvoll großer Seiten und Plattformen, die den Eindruck entstehen lassen, dass man sich in ihre Herden einreihen muss, wenn man am modernen Internet teilnehmen möchte. Und die von uns erwarten, dass wir uns an ihre Regeln anpassen, an ihren Verhaltenskodex, ihre Kultur und Ästhetik, dass wir uns ihren Algorithmen und kuratierten Inhalten unterwerfen, während sie im Vorbeigehen so viel wie nur irgend möglich von unseren persönlichen Daten abgreifen, sammeln und verkaufen. Warum nehmen wir das einfach so hin? Warum geben wir bereitwillig unsere Unabhängigkeit und unsere Daten an die großen Konzerne hinter diesen Seiten ab? Weil alle anderen es auch so machen. Weil es so bequem ist.

Es wäre absurd und völlig verblendet zu glauben, dass ich durch das Erstellen dieser unabhängigen persönlichen Webseite irgendeinen Einfluss auf diesen allgemeinen Trend und Kurs der (digitalen) Gesellschaft ausüben kann. Aber ich werde ganz sicher nicht meine Unabhängigkeit, digital oder sonstig, und mein Eigentumsrecht an meinen Daten aus Komfort und Bequemlichkeit einfach so aufgeben. Außerdem, vielleicht mag ich es ja, gegen Windmühlen zu kämpfen. Manche von uns weigern sich den verlorenen Posten zu verlassen, aus Prinzip. Da wären wir also, das sind die Gründe, warum ich diese Seite erstellt habe: zum Spaß, aus Prinzip und mit dem netten Nebeneffekt, meine technischen Fähigkeiten zu erweitern.

Nachdem ich all das gesagt habe: obwohl eine vollständige Kapitualtion nicht in Frage kommt, ist ein Kompromiss doch nötig. Am modernen Internet teilzunehmen, bedeutet eben in der Tat immer, solche Kompromisse zu machen, außer man befindet sich in einer Position, in der man es sich erlauben kann, 90% des Internets zu boykottieren. Bedauerlicherweise können wir es nicht vollständig vermeiden, dass “Big Tech” und beobachtet und unsere Daten sammelt.

Aber ich bin fest davon überzeugt, dass es für uns alle das Beste wäre, den Anlass und die Menge der Daten, die wir auf den großen Seiten und Services teilen, mit viel Bedacht und Umsicht zu wählen. Wenn wir informierte Entscheidungen treffen, welche Services wir nutzen, in welchem Ausmaß und zu welchem Zweck, während wir aktiv alle Möglichkeiten ausschöpfen, unsere Unabhängigkeit und Privatsphäre zu verteidigen, wäre schon sehr viel gewonnen.

In meinem Fall bedeutet dass, dass ich letztendlich wohl auch einige meiner Beiträge auf Substack oder einer ähnlichen Aggregator-Seite teilen werde. Ganz einfach weil ich keine Lust darauf habe, nur ins Leere zu schreiben. Ansonsten könnte ich auch gleich ein altmodisches Tagebuch auf Papier führen, nur für mich. Das wäre unironisch die beste Lösung für ein Maximum an Unanbhängigkeit und Datensicherheit.

Aber fürs Erste habe ich einfach nur vor, das Schreiben und den Aufbau, das Verwalten und das Herumfeilen an meinem eigenen Blog und meiner eigenen Webseite zu genießen. Und ich muss sagen: bis jetzt fühlt es sich ehrlich bereichernd an und macht wirklich Spaß!